Es gehört zu den Eigenarten von Geschichte(n) zu Wirtschaft, Wissenschaft oder Politik, dass überwiegend von Männern die Rede ist. Das trifft auch auf die Rheintaler Industriegeschichte zu.
Die Rheintaler Wirtschaft ist geprägt von Familienunternehmen. Frauen an der Spitze der Unternehmen sind rar – gestern und noch heute. Dennoch trugen sie über Generationen massgeblich zu deren Bestehen und zum geschäftlichen Erfolg bei. Sie wirkten im Hintergrund, zogen Kinder gross, managten den Haushalt, erfüllten Repräsentationspflichten oder waren im Unternehmen für Sekretariat und Buchhaltung zuständig – um später allenfalls als „gute Seele“ in den Firmengeschichten aufzutauchen.
Viele Unternehmen profitierten zudem von Arbeiterinnen in den Fabriken oder – während der Industrieblüte – als „Heimproletarierinnen“ im Stichlohn an den Stickmaschinen ihrer Häuser. Die Stickerei lag vorwiegend in Frauenhänden. 1834 schrieb das St.Galler Neujahrsblatt, in Rebstein, Marbach und Altstätten fänden sich „die geschicktesten Stickerinnen des Rheintals“. Hinzu kamen Tausende Grenzgängerinnen vor allem aus Vorarlberg. Oft wurden auch junge Mädchen aus Italien, dem Tessin und Graubünden als Arbeiterinnen „geholt“ und in Mädchenheimen untergebracht. Auch diese Frauen haben wesentlich zum Gedeihen der Rheintaler Industrie beigetragen.